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1224 Juli 17, Leubus - (1227 September 20 - 1234 November 21).
Herzog Heinrich I. bestätigt dem Kloster Leubus mit Zustimmung seines Sohnes Heinrich (II.) 500 Hufen im Walde beim Berge Colma (im Bober-Katzbach-Gebirge) sowie Leubus und Trebnitz gemeinsam 400 Hufen im Lande Lebus mit der Erlaubnis, dort einen Markt zu errichten.
Or. dep. Breslau St.A. Rep. 91 Nr. 36 (A).
Büsching Nr. 36; Wohlbrück, Geschichte des Bistums Lebus l, S. 16; Riedel, CD Brandenburgensis I 20, S. 126 Nr. 45; Mal. 3, Nr. 301. - SR 310 b (zu 1226 Juli 17).
Die Urkunde stammt von dem gleichen Leubuser Diktator wie Nr. 123, die überarbeitete Vorlage von Nr. 220; vgl. Maleczyñski 3, S. 95 f., der jedoch zu Unrecht Schriftverwandtschaft mit SR. 410 (Deutschordensprokurator in Polen Hermann für den Kapellan Egidius, 1233) annimmt. Möglicherweise war auch der Schreiber ein Leubuser Mönch. Schrift, Diktat und Besiegelung sind vollkommen einwandfrei, hingegen bereitet die Datierung, wie schon Smola (Z. 12, S. 110 Anm. 2) und Grünhagen erkannten, erhebliche Schwierigkeiten, denn im Jahre 1224 war der im Text als verstorben bezeichnete Bischof Konrad von Halberstadt noch am Leben ( † 1225 Juni 21), und der als Zeuge genannte Breslauer Archidiakon und herzogliche Protonotar Naslaw erhielt die Würde eines Archidiakons erst 1227 als Nachfolger des Janus von Pogarell; vgl. Panzram, Die schlesischen Archidiakonate und Archipresbyterate S. 56 f. und Samulski, Breslauer Domkapitel S. 27. Naslaw war der erste Träger des Titels Protonotar am Hofe der Breslauer Piasten. Er übernahm die Leitung der Kanzlei nach dem Tode des Gründers von Heinrichau Nikolaus ( † 1227 September 20), der bis dahin als Kanzleivorstand gewirkt hatte; vgl. die ergänzungsbedürftigen Aufstellungen bei Schilling S. 112 und Maleczyñski, Zarys Dyplomatyki S. 221 f. Da Naslaw seit 1234 November 21 (SR 456 a) als Hofkanzler (cancellarius curie) nachweisbar ist, kann er die Würde eines Protonotars nur in der Zeit zwischen 1227 September 20 und 1234 November 21 bekleidet haben; als Träger dieses Titels tritt er nur noch in SR 371 (1231 Juni 6) auf. Die chronologischen Widersprüche lassen sich nicht einfach dadurch aus dem Weg räumen, daß man das Datum willkürlich ändert, wie dies Grünhagen tat, der die Urkunde Smolka folgend zunächst zu 1226 einreihte, was er dann selbst wieder korrigierte. Auf Grund einer minuziösen Untersuchung des Originals gelangte Panzram (a. a. O. S. 57 f.) zu der Auffassung, daß an dem Zahlzeichen IIII ein "gewaltsamer Eingriff jüngerer Zeit" vorgenommen worden sei. Allein schon das Leubuser Kopialbuch aus der Mitte des 13. Jahrhunderts (Breslau St. A. Rep. 135 D 203 fol. 21) hat die Jahreszahl 1224, die sich auch von frühneuzeitlicher Leubuser Archivhand auf der Rückseite findet. Für den Diplomatiker löst sich der Widerspruch auf eine andere, ganz einleuchtende Weise. Das Datum bezieht sich auf eine der Rechtshandlungen, die vor dem Leubuser Konvent vollzogen wurde, die Zeugenliste hingegen auf die zusammenfassende nachträgliche Beurkundung dieser Serie von Schenkungen, die vorgenommen wurde, als bereits Naslaw das Amt eines Protonotars innehatte. In diesem Sinne spricht die Arenga von einer doppelten Wohltat, die darin besteht, daß der Herzog feierlich vollzogene Schenkungen auch durch Privilegien bestätigen läßt. Ähnliche Bedeutung hat die Wendung cautionis pagina in der Corroboratio. - Dorsualvermerke 13./14. Jahrhundert: ducis Heinrici cum barba; super CCCCC mansos circa montem Colma et super CCCC mansos in terra Lubus nobis et monasterio Treb(nic) datos; collatio quingentorum mansorum circa Aureum Montem et quadringentorum circa Lubus; ähnliche neuzeitliche Vermerke. - Über die fünfhundert Hufen des Klosters Leubus im Bober-Katzbach-Gebirge vgl. die Monographie von Fr. Freudenthal, Die fünfhundert Hufen des Klosters Leubus, Diss. Breslau 1927; dazu die Besprechung von V. Seidel in Z. 62, S. 384 und insbesondere H. v. Loesch, Die fränkische Hufe (Teil 2), Z. 63, S. 33 ff. (mit Karte), jetzt auch H. v. Loesch, Beiträge zur schlesischen Verfassungsgeschichte, 1964, S. 31 ff., der mit Recht darauf hinweist, daß Herzog Heinrich I. dem Kloster Leubus bereits 1216 zweihundert Hufen bei Goldberg geschenkt hat. Die Zehnten der vierhundert Hufen im Lande Lebus verlieh Bischof Lorenz von Lebus den beiden Klöstern im Jahre 1226 (unten Nr. 260). Man wird annehmen dürfen, daß die entsprechende herzogliche Schenkung nicht lange vorher, also 1224 Juli 17, stattfand; die Übereignung der fünfhundert Hufen bei Goldberg dürfte stufenweise vor diesem Zeitpunkt erfolgt sein. Vgl. W. Kuhn, Der Löwenberger Hag und die Besiedlung der schlesischen Grenzwälder, Vierteljahresschrift Schlesien 8, 1963, S. 5 ff.
IN NOMINE SANCTE ET INDIVIDUE TRINITATIS. HEINRICVS divina favente clementia dux Zlesie. Duplex beneficium noscimur impendisse, cum donationes a nobis rationabiliter celebratas etiam per privilegiorum evidentiam contra temporis maliciam satagimus communire. Eapropter universis Christi fidelibus tam presentibus quam futuris presenti scripto duximus declarandum, quod nos pro remedio anime nostre et progenitorum nostrorum de favore et consensu filii nostri Heinrici quingentos mansos in nemore nostro iuxta montem, qui dicitur Colma, monasterio beate dei genitricis Marie in Lubens in proprietatem contuümus sub hac forma. Primo centum mansos ad petitionem pie memorie domini Conradi episcopi quondam Haluirstadensis iam dicto monasterio libere dedimus et absolute, deinde alios centum in commutatione bonorum in Stepin, item centum in commutatione bonorum in Wrance, item centum pro respectu laboris vel obsequii, quod fratres de Lubens nobis in edificatione campanilis in Trebniz impenderunt. Itemque centum sub ea conditione donavimus, ut tres prebendarii pro remedio anime nostre et patris nostri sub speciali titulo nostre elemosine in Lubens perpetuo sustententur. Huic etiam privilegio necessario duximus inserendum, quod preter hos quingentos mansos, quos supra distinximus singillatim, adhuc alios quadringentos in territorio Lubusensi sitos duobus monasteriis Lubensi videlicet et Trebnizensi legitima donatione contulimus equaliter partiendos cum Iacubus et pratis omnibusque suis pertinentiis, cum omni utilitate, que vel in presentiarum inest vel inesse poterit in futurum, forum etiam inibi fieri permittendo, accedente similiter ad hec filii nostri Heinrici consensu. Igitur tam prefatos quingentos mansos, quos Lubensi cenobio specialiter contulimus, quam istos quadringentos, quos Lubensibus et Trebnizensibus simul dedimus inter ipsos equaüter partiendos sua singulis sicut rationabiliter contulimus perpetuo confirmantes, presentem cautionis paginam exinde conscriptam sigillo nostro et sigillo filii nostri Heinrici fecimus legitime communiri et idoneorum testium subscriptionibus roborari, quorum nomina sunt hec: ipse Heinricus filius noster, Zobezlawus et frater eius Bolezlawus nepotes nostri, Vlricus castellanus de Lubin, clerici Naslawus archidiaconus Vratizlaviensis noster prothonotarius, Heinricus canonicus Vratizlaviensis et capellanus de Wlan, Conradus canonicus Vratizlaviensis notarius filii nostri et alii quam plures. Acta sunt hec in Lubens coram conventu, anno ab incarnatione domini M° CC° XXIIII°, XVI° kalendas augusti.
Zwei Siegel an weißen Zwirnsfäden: 1. Herzog Heinrich II., Standbildsiegel, in der Rechten das Schwert, in der Linken den Schild mit dem Adler der schlesischen Piasten haltend: + : SIGELL : HENRICI : FILII : DVCIS : ZLESIE : (Schultz S. 7 und Tafel 2 Nr. 9; Gumowski, Historja ¦l±ska 3, Tafel 85 Abb. 4); 2. Herzog Heinrich I., Typar B, siehe Nr. 93.
Schlesisches Urkundenbuch, Herausgegeben von der Historischen Kommission für Schlesien, Zweiter Band: 1. Lieferung 971 - 1216, 1963; 2. Lieferung 1217 - 1230, 1968; 3. Lieferung Fälschungen und Register, 1971; Bearbeitet von Heinrich Appelt, Verlag Hermann Böhlaus Nachf., Wien-Köln-Graz
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